Betretungsverbote und reduziertes Kartenkontingent zum Derby

Hallo KSC-Fans,

das Derby findet zwar erst in knapp einer Woche statt, doch wirft es bereits seit Tagen seinen Schatten voraus. Nachdem aktuell eine größere Zahl von Betretungsverboten bei Teilen der Fanszene einflattert und auch das Kartenkontingent stark reduziert wurde, wollen wir uns zu diesen beiden Punkten gerne einmal etwas ausführlicher äußern:


Knapp 40 Betretungsverbote erreichten die letzten Tage einige der KSC Fans.
Diese begründen sich alle mit einem Vorfall im Rahmen des BFV Pokalspiels in Mannheim Anfang des Jahres. Bei keinem der Betroffenen ist es bisher zu einer gerichtlichen Überprüfung der gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe gekommen. Bei einigen der dort in Gewahrsam genommen Anhängern wurde das Verfahren sogar inzwischen eingestellt. Nicht einmal Stadionverbote, die bei solchen Vorfällen gerne als erstes Repressionsmittel eingesetzt werden, wurden bisher ausgesprochen! Die Betretungsverbote betreffen nicht, wie es in der Presse gerne dargestellt wird, Hooligans oder notorische Störer, sondern auch Fans die bisher bei, und auch außerhalb, von Fußballspielen noch nie strafrechtlich in Erscheinen getreten sind.
Der Wortlaut mit dem eben diese Betretungsverbote ausgesprochen wurden, irritiert uns jedoch noch viel mehr: Es wird dargestellt, dass ein Rechtsverstoß der einzelnen Personen in Mannheim schon festgestellt und daher dieses Betretungsverbot das einzige Mittel, zur Verhinderung weiterer Straftaten in Rahmen des Derbys sei, welches der dortigen Polizeibehörde zur Verfügung steht.
Dies ist jedoch falsch! Bei keinem der Beschuldigten wurde bisher ein Fehlverhalten nachgewiesen, denn dies stellt nicht die geneigte Öffentlichkeit oder Presse, auch nicht die Polizei, geschweige denn eine Polizeibehörde fest, sondern ein ordentliches Gericht.
Es wurden bei allen Betroffenen auch nur dieser einzelne Vorfall als Indiz ihrer persönlichen Untauglichkeit, dieses Spiel zu besuchen, aufgezeigt. Vielmehr noch unterstellt man allen mit Betretungsverboten belegten Personen, dass „Sie sich anlässlich des Spiels am 24.11.2019 im Umfeld der Mercedes-Benz-Arena und auf den An- und Abmarschwegen aufhalten werden, um dort Straftaten zu begehen“. Diese hanebüchene Unterstellung grenzt schon fast an den Straftatbestand der üblen Nachrede.
Dass man es in der Landeshauptstadt mit Details generell nicht ganz so genau nimmt, kann man auch daran erkennen, dass den KSC-Fans eine Freundschaft zum FC Basel nachgesagt wird – von den angeblich „koalierenden Problemfans aus dem In- und Ausland“ wollen wir erst gar nicht anfangen.
Das generelle Problem des Betretungsverbot ist jedoch, dass es nicht wichtig ist, ob jemand eine Straftat begehen wird, sondern es reicht alleine aus, dass man, laut Polizei, der „gewaltbereiten Problemfangruppe“ angehört. Die Ortspolizei nimmt also aufgrund eines Vorfalls, der noch nicht einmal gerichtlich entschieden ist, an, dass die betroffenen Personen automatisch beim Derby gewalttätig in Erscheinung treten werden.
Als besonders erschreckend sehen wir auch, dass aufgrund des „öffentlichen Interesses“ von einer Anhörung vor Ausspruch des Verbots abgesehen wird. Denn es „kann daher nicht bis zum Ablauf einer, selbst kurzen, Anhörungsfrist gewartet werden“. Wir erinnern uns – das BFV-Pokalspiel in Mannheim war am 27.03.2019, die Terminierung für das Derby erfolgte am 04.09.2019 – der Rahmenspielplan wurde sogar schon am 28.06.2019 veröffentlicht. Manchmal fehlen einem einfach die Worte – oder wie in der Landeshauptstadt, die Terminkalender.
Wir prüfen zwar noch die rechtlichen Möglichkeiten gegen diese Verbote vorzugehen, jedoch gibt es keinen einstweiligen Rechtsschutz, das heißt, selbst wenn ein Gericht im Nachhinein die komplette Begründung und Rechtsgrundlage als nichtig erklären würde, zum Derby darf trotzdem keiner der Betroffenen.

Kommen wir nun zur Reduzierung des Kartenkontingents, das sogar noch einen weitaus größeren Teil der KSC Anhänger betrifft. Das verringerte Kontingent wird mit Sicherheitsvorkehrungen und Pufferblöcken begründet – das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Es ging in erster Linie darum, dass der Heimverein, hätte er diesen Bereich der Blöcke für Gästefans freigegeben, mit einem erheblichen Mehraufwand an Ordnern hätte rechnen müssen. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten ist die Fantrennung in den dortigen Bereichen nach eigenen Angaben schwierig. Da es jedoch schwer wird, das Zurückhalten von über einem Drittel der Gästetickets, auf rein organisatorische Maßnahmen zu begründen, schiebt man es jetzt dezent in Richtung der Sicherheitsmaßnahmen. Dass beim letzten Derby nicht das komplette Kartenkontingent des Gästebereichs abgerufen wurde, half bei der Begründung natürlich doppelt.
Dieser Narrativ wird jedoch leider auch von Seiten des KSC so verbreitet, denn auf der Homepage steht weiterhin die Aussage „Aufgrund der Vorkommnisse beim letzten Derby stand dem KSC leider nur ein begrenztes, verringertes Kontingent zur Verfügung“. Schade, hier hätten wir uns gefreut, wenn der KSC klare Kante gezeigt und sich für seine Fans eingesetzt hätte. Dass das Spiel unter ganz anderen Sternen steht, als die letzte Begegnung, zeigt nicht nur der damalige und heutige Tabellenstand, sondern auch, wie schnell die restlichen verfügbaren Eintrittskarten verkauft wurden – innerhalb weniger Stunden.
Die einzigen, die von dieser Entscheidung profitieren, sind die Aasgeier der Ticketbörsen. Die sowieso schon üppigen Preise der Gästekarten wandern aufgrund der knapp 2.200 fehlenden Karten in diesen Portalen in schwindelerregende Höhe.

Wir verwehren uns weiterhin gegen unnötige und übertrieben Repressionen genauso wie gegen die Reduktion von Ticketkontingenten!
Nichtsdestotrotz lasst uns das Derby positiv gestalten, auf dem Rasen wie auf den Rängen!


Auf zum Derbysieg!