Kommentar zu Hausdurchsuchungen im Fußballkontext

Aufgrund der aktuellen Geschehnisse in den vergangenen Wochen und Monaten möchten wir unseren Blickwinkel zu den Hausdurchsuchungen im Fußballkontext aufzeigen.

Um Missverständnissen vorzubeugen, wir erlauben uns keinerlei juristische Einschätzung oder moralische Wertung der Tatvorwürfe. Uns geht es vielmehr um das, was im Anschluss folgte.

Nachdem bereits im Januar 2023 großflächig Hausdurchsuchungen mit Fußballbezug stattfanden, griff der Justizapparat nun erneut zu diesem Mittel.

Vorrangig kommen Hausdurchsuchungen während der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Drogendelikten, terroristischen Hintergründen, Reichsbürgern, bei Sexualdelikten, Wirtschaftskriminalität oder Mord zum Einsatz.

Seit geraumer Zeit nutzen die Sicherheitsbehörden verstärkt das Stilmittel der Hausdurchsuchung nun auch bei Ermittlungsverfahren in Verbindung mit Fußballspielen.

Kritisch stellen wir fest, dass dieses Ermittlungsinstrument nicht mehr wie bislang eine Ausnahme ist, sondern eher zu einem festen Bestandteil im Rahmen der Verfahren wird.
Das halten wir für bedenklich, denn häufig scheint die Hausdurchsuchung nicht nur zur Aufklärung der vorgeworfenen Tat zu dienen, sondern es wird explizit auf den sogenannten „Beifang“ abgezielt.
Nicht anders lässt sich das regelmäßige Konfiszieren von Handys, PCs etc. erklären, die heutzutage für viele von uns den digitalen Lebensmittelpunkt darstellen und mehr darüber verraten wer wir sind und was wir denken, als wir selbst für möglich halten.

Wir stellen uns außerdem die Frage, möchte man durch entsprechendes Handeln schlichtweg einschüchtern oder gar ein Exempel statuieren?

Rund um die genannten Geschehnisse wurden im Zuge des Verdachts Hausdurchsuchungen angeordnet. Wir möchte dabei betonen, dass bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt.

Die persönlichen und sozialen Verhältnisse der Verdächtigen blieben bei den Durchsuchungen außen vor. So wurden private und auch Geschäftsräume von der Polizei ohne Rücksichtnahme und entsprechendes Fingerspitzengefühl durchsucht. Türen wurden unter Einsatz schweren Werkzeugs aufgebrochen und Wohnungen in der üblichen „durchsuchungsbedingten Unordnung“ hinterlassen.
Arbeitsplätze wurden durch maskierte Beamte aufgesucht und Verdächtige abgeführt.

Vereinzelt wurden Verdächtige wie auch teilweise Angehörige durch Handfesseln fixiert, während die Maßnahme durchgeführt wurde. Im Anschluss blieben stellenweise eingeschüchterte Angehörige, verängstigte Kinder und geschockte Arbeitgeber zurück.

Der Dialog zwischen staatlichen Behörden, Vereinen, Fanprojekten und Fans wird gerade in unserem Bundesland oftmals als ein Erfolgsmodell bezeichnet. Teil dieses Dialoges ist der Austausch untereinander, um ein Feingefühl für die anderen Parteien zu entwickeln. Ein Feingefühl, das wir bei den genannten Hausdurchsuchungen mehr als deutlich vermissen.

Wir, die Fanhilfe Karlsruhe werden die aktuelle Entwicklungen auch weiterhin kritisch beobachten und uns auch zukünftig entsprechend äußern.